Das Veränderungspotenzial in unserer Stadt, die Dynamik, etwas Neues zu wagen, ist einmalig. Dr. Stefan Franzke, der neue Mann bei der Wirtschafts- und Technologieförderung Berlin Partner, ist von dieser Energie beseelt.
A ls er neulich gefragt wurde, ob der Hype der Gründerszene in Berlin langsam vorbei sei, wurde er schon etwas energischer. Seine Antwort ließ keine Bedenken zu. „Berlin ist kein Hype, Berlin ist Fakt. Berlin muss sich auch nichts mehr beweisen. Berlin findet statt.“
Punkt. Das ist seine tiefste Überzeugung. Und diese ist auch Fakt. Dr. Stefan Franzke ist der neue Mann bei Berlin Partner, der Wirtschafts- und Technologieförderung für Unternehmen, Investoren und Wissenschaftseinrichtungen in Berlin.
Die Gründerszene in Berlin sei wahrlich einmalig. Das Veränderungspotenzial sei gewaltig. „So viele tragen hier eine Dynamik im Herzen, etwas Neues zu wagen, neue Wege zu gehen“, sagt er und man spürt, dass er damit auch sich selbst meinen könnte.
Dabei sei es wichtig, nicht den Standard anzuerkennen, sondern sich Fragen zu stellen. Da könnten wir viel von unseren Kindern lernen, sagt er. Erwachsene akzeptierten zu schnell zu viel. Wir müssten
neugierig blieben, wie die Kinder. Auch Unternehmen hätten verlernt, zu hinterfragen. „Das sehe ich als eine unserer Aufgaben an: Unternehmen zu ermutigen, wieder neugierig zu sein“, sagt der promovierte Maschinenbauer, der elf Jahre lang die Wirtschaftsförderung in Niedersachsen aufgebaut und geleitet hat.
1,5 Millionen Neuberliner
Berlin bietet schließlich den perfekten Nährboden für Wachstum. Dr. Franzke zitiert den US-Ökonom Richard Florida. „Um Regionen nach Attraktivität und Potential zu analysieren, wurde von Florida das Modell der drei T entwickelt.“ Dieses setzt sich aus den Indikatoren Technologie, Talent und Toleranz zusammen. Technologie steht demnach für Innovationen und Konzentration der Hochtechnologie- und Wissensbranchen in einer Region oder Stadt. Talent für das kreative Potenzial, Toleranz für die Offenheit einer Gesellschaft, durch die ein großes Spektrum an Persönlichkeiten angezogen
wird, was wiederum zu einem hohen Austausch an neuen Ideen führt. Städte, in denen diese drei Aspekte stark vertreten sind, sind weltoffene, bildungsstarke und mit zukunftsträchtigen Wirtschaftsbranchen ausgestattet. Na? Klingelt‘s?
„Bei uns leben 180 Nationen, in den letzten zwei Jahrzehnten sind 1,5 Millionen Neuberliner zu uns gekommen, vor allem junge Talente. Demnächst zieht die Games-Sparte von PRO7/SAT 1 nach Berlin und zieht Topleute aus Korea und Brasilien an. Die gelten in ihrem Land als Superstars. Und dann erst unser Technologie-Know-how. Ein Drittel aller Arbeitsplätze, die in Projekte von Berlin Partner entstehen, liegen im produzierenden Sektor.“ Stefan Franzke ist in seinem Element. Ist doch wahr. Klar ist London cool, aber die können nicht den industriellen Sektor bieten. Sorry!
Die Gründerszene in Berlin dagegen ist technologieorientiert. „Die Verzahnung mit unseren Hochschulen und dem Campus Charlottenburg ist weltweit einzigartig, um einen erforderlichen Know- how-Transfer zu gewährleisten.“
Ein weiterer Pluspunkt für Berlin sei, dass man sich hier empfangen fühle. Ob Nerd, Hipster oder Anzugträger, ob man in die Factory oder in die Oper geht, alles wird anerkannt. „Hier kannst Du Fan von Udo Jürgens, Rammstein und Boss Hoss in einem sein, keiner steckt Dich in eine Schublade. Und wenn Du doch mal in einer gelandet sein solltest, dann steht die offen genug, um da wieder rauszukommen.“
Der Terminkalender des neuen Wirtschaftsförderers ist proppenvoll. „Man muss eben lernen, aus einem vermeintlichen Hamsterrad sein persönliches Glücksrad zu machen.“ Beim Joggen durch den Tiergarten oder den nächtlichen Fahrradtouren durch die Stadt findet der Wirtschafts-Lotse Entspannung und tankt neue Energie. Und ist dankbar dafür, dass er seine Energie in Berlin und für Berlin einsetzen kann.
Foto: Hagemann