Donnerstag , 28. März 2024
Heli Ihlefeld; Foto: Sebastian Bolesch

Heli Ihlefeld: Willy Brandt-Vertraute liest aus neuestem Werk

Grillen, ihr lärmenden Sänger, könnt ihr das Sägen nicht lassen? Es zerreißt mir das Herz, wenn ihr so schräg empor geigt.“ Wenn Heli Ihlefeld aus ihrem neusten Buch „Blumen fallen von den Dächern“ vorliest, dann strahlen ihre Augen. Wie ein Mädchen, voll freudvoller Energie, gibt sie ihre „Durchsagen“ wieder. So nennt sie ihre Gedichte: Wahrnehmungen, die ihre Seele berührten. Heli Ihlefeld hat immer ihr Herz sprechen lassen. Auch wenn sie ihre Worte mit aller Behutsamkeit und Vorsicht wählte. In den 60er Jahren arbeitete sie als Bonner Korrespondentin der Münchener Abendzeitung. Sie ist Augenzeugin der Bonner Republik – „der Stadt, in der unsere Demokratie entstanden ist“. Ihre fast täglichen Seite 3-Features über Politgrößen machte sie bundesweit zu einer journalistischen Instanz. Sie interviewte John F. Kennedy, Ludwig Erhardt, Gustav Heinemann, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Margret Thatcher, Indira Gandhi, die Queen. Mit Konrad Adenauer führte sie das letzte Interview vor seinem Tod.

In Berlin war sie zu Zeiten der Bonner Republik selten im Einsatz. „Der Kudamm mit seinen edlen Modegeschäften und das KaDeWe waren für eine Frau natürlich eine Attraktion“, sagt die Ausnahme-Journalistin. Im Literaturhaus-Café in der Fasanenstraße traf man sich für Hintergrundgespräche, das Hotel Kempinski war Anlaufstelle für die Journalisten aus Bonn. Sie lächelt und erzählt eine der Anekdoten, die sie in ihrem Buch „Willy Brandt: „Auch darüber wird Gras wachsen…“ zusammengestellt hat. „Nach Konrad Adenauers Rückkehr aus Moskau, 1955, besprach er im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags das deutsch-sowjetische Verhandlungsergebnis. Dabei kam es zwischen ihm und Willy Brandt, dem damaligen Vertreter der geteilten Stadt im Parlament, zu einem Schlagabtausch auf Zetteln. „Bulganin ist an Berlin sehr interessiert. Er hat mich gefragt, ob Kempinski noch stünde. Er habe dort früher gut gegessen“, schrieb Adenauer. Brandt, auf die Tatsache anspielend, dass sich der Bundeskanzler damals kaum in Berlin sehen ließ, konterte: „Wussten Sie, ob Kempinski noch steht?“ Jahre später habe der erste sozialdemokratische Bundeskanzler von diesen kleinen Störmanövern berichtet: „Ich habe Adenauers Notiz www.nicolaische-buchhandlung.de von damals gut aufgehoben. Wenn es mir mal schlecht geht, verkaufe ich sie an Kempinski, dafür kriege ich bestimmt ein paar Essen umsonst…“ Wie lange das Luxushotel Kempinski am Kurfürstendamm wohl noch steht? Nicht nur hier scheint es exzessiv zugegangen zu sein. Heli Ihlefeld erinnert sich: „ Bei einer der seltenen Bundestagssitzungen in Berlin fanden wir Journalisten uns mehr durch Zufall im Hotel am Zoo in einer kleinen Runde zusammen.“ Man trank auf nüchternen Magen – „Ich merkte, mir war gar nicht gut. Als wir im Vorraum des Bundestags angekommen waren, wurde ich ohnmächtig und musste ins Hotel gebracht werden. Ende einer Dienstreise.“ In ihren Erinnerungen „Auf Augenhöhe“ schreibt sie auch über ihre innige Beziehung zu Willy Brandt, die etwas ganz Wertvolles in ihrem Leben war. „Über die Zukunft sprachen wir ein einziges Mal, als schöne, aber nicht reale Möglichkeit: im Süden leben und beide schreiben.“ Heli Ihlefeld lebt heute in Berlin und auf der griechischen Insel Naxos, wo sie schreibt. Bücher und Gedichte.

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Dienstag, 26. Januar 2016, 19:30 Uhr, Nicolaische Buchhandlung, Eintritt frei www.nicolaische-buchhandlung.de www.heli-ihlefeld.de